Wie BDV und DVAG die Riester-Zahlen verbiegen… und der BdV das ganz anders sieht
Dr. Lach und Kleinlein – beide sind sie Chef eines „BeDeVau“. Der eine ist neben seiner Tätigkeit als DVAG-Vorstand auch Vorstand beim Bundesverband Deutscher Vermögensberater e. V. (BDV). Und der andere bin ich, Vorstandssprecher beim Bund der Versicherten (BdV).
Die DVAG galt für den BdV in der Vergangenheit als »die größte deutsche Drückerkolonne, die mit Schrottprodukten die Leute für ihr Leben schädigen“ – so schrieb damals der Spiegel. Ich finde auch heute noch, dass die DVAG nicht besonders gut mit ihren Kund*innen umgeht - besonders bei der staatlich geförderten Altersvorsorge. Das zeigt sich etwa, wenn man sich anschaut, wie krude Dr. Lach zuweilen argumentiert, wenn es um die Riester-Rente geht.
Gerade jüngst hat er mit Blick auf die von der DVAG abgeschlossenen Riester-Neuverträge des Jahres 2021 gejubelt: „Die vielen Neuabschlüsse belegen eindeutig, dass Riester im Grunde ein Erfolgsmodell war und ist.“ Es geht dabei um 145 Tausend Verträge. Oder „um eine Steigerung von 63 Prozent gegenüber dem Vorjahr“ wie man lesen kann. Das heißt, im Vorjahr 2020 wurden von der DVAG 88.957 Neuverträge geschrieben – das lässt sich mit Prozentrechnung nachrechnen.
Laut dem Geschäftsbericht 2020 der DVAG „wurde der Vertragsbestand in der Riester-Rente netto um 39.238 … ausgebaut“. Das heißt also, obwohl in 2020 88.957 Neuverträge geschrieben wurden, blieben nach Abzug der Kündiger*innen nur 39.238 Verträge übrig! Demnach haben 49.719 DVAG-Kund*innen ihren Riester-Vertrag gekündigt (und nicht nur beitragsfrei gestellt)! Und das, obwohl sogar der Verbraucherschutz, wie zum Beispiel der BdV (mit kleinem „d“), vom Kündigen abrät! Unterm Strich ging also mehr als die Hälfte des Riester-Neugeschäfts für größtenteils unsinnige Kündigungen drauf.
Vertrieb mit derartigem Abgang
Ein Vertrieb, der einen derartigen Abgang hat, der hat mindestens ein Problem. Entweder berät er am Bedarf vorbei, so dass die Kund*innen zunächst Verträge abschließen und dann unsinnigerweise kündigen. Oder die ehemals von der DVAG vertriebenen Verträge sind so derartig schlecht, dass trotz aller Kündigungsnachteile (die bei Riester-Renten nicht ohne sind!), die Kündigung noch vorteilhaft ist. Dann hat die DVAG aber in der Vergangenheit miserable Verträge vertickt. Oder aber schlechte Beratung und unterirdische Produkte haben gleichermaßen für dieses Desaster gesorgt.
In jedem Fall wirft das, was Dr. Lach als „Erfolgsmodell“ ansieht, ein sehr schlechtes Licht auf den Riester-Vertrieb der DVAG. Und nebenbei: 145.000 Tausend Verträge sind angesichts des Gesamtvolumens, das die DVAG vertreibt, auch sehr wenig. Genaue Zahlen darüber, welchen Anteil Riester-Renten im Gesamtgeschäft dieses Vertriebs ausmachen, sind nicht öffentlich. Aber von der Gesamtbranche kennt man sie.
Riester-Rente spielt im Vertrieb schon lange keine Rolle mehr
Nach Angaben des Lobbyverbands GDV spielt die Riester-Rente schon seit vielen Jahren keine nennenswerte Rolle mehr im Vertrieb. Sogar die altgediente und eigentlich längst ausgemusterte Kapitallebensversicherung ist für das Neugeschäft in den letzten sieben Jahren wichtiger gewesen als die Riester-Rente! Wer meint, aus den Vertriebsergebnissen der Riester-Rente ein Erstarken dieser geförderten Rente ableiten zu wollen, der sollte sich erst mal dafür stark machen, dass die alte KLV wieder zu alter Größe zurückgeführt wird. Dass dieses „Flagschiff-des-legalen-Betrugs“ abgehalftert und schlecht ist, das wissen wir aber längst. Gleiches gilt nach meiner Ansicht nun auch für die Riester-Rente, auch wenn Herr Dr. Lach vom anderen „BeDeVau“ das anders sieht.
Fazit: Die DVAG hat einen vernünftigen Riester-Vertrieb nicht im Griff, die Angebote scheinen nicht wirklich gut zu sein und insgesamt ist die Riester-Rente für die Branche noch weniger ein Erfolgsmodell als die ausgemusterte Kapitallebensversicherung. Zeit, dass die Riester-Rente gestoppt wird!
PS: Für alle, die über den BdV schreiben, bitte ich darauf zu achten, das „d“ wirklich klein zu schreiben! Denn mit dem DVAG-nahen „BDV“ wollen wir nicht verwechselt werden.
PPS: Ich freue mich schon drauf, wenn sich Dr. Lach und Kleinlein (also ich) gemeinsam auf dem SZ-Versicherungstag 2022 streiten dürfen. Herbert Fromme wird moderieren – das wird ein Spaß!