16.8.2017

Auch der Heß-Club schützt nicht vor Abzocke!

Bei der Allianz Lebensversicherung gibt es einen elitären Club von Vermittlerinnen und Vermittlern: Der Heß-Club! Der ist nach einem Herrn benannt, der in den 30er Jahren Karriere machte. Anders als sein Namensvetter war er aber kein Mitglied der NSDAP.

Hans Heß führte damals die Allianz AG, die auch in jener Zeit schon ein bedeutender Versicherer war. Und nach genau diesem Manager ist dieser Club von Allianz-Vertretern benannt.

Mitglied beim Heß-Club zu sein, gilt schon mindestens seit den 70ern als Auszeichnung in der Vermittlerschaft der Allianz. Und die Bedeutung und Macht konnte ich auch während meiner aktiven Zeit in Stuttgart bei der Allianz Lebensversicherungs AG spüren. Damals wurde auch bei uns Referenten kolportiert, dass der Vorstand vor niemandem so sehr Respekt hat wie vor dem Heß-Club. Warum? Das liegt auf der Hand. Der Heß-Club macht Geschäft und wer Geschäft macht, der hat Macht.

Mitglied im Heß-Club werden anscheinend nicht diejenigen, die gute Vertreter sind und bei denen sich die potenziellen Kunden für gute Beratung bedanken. Stattdessen sind es eher diejenigen, die einfach schlicht viel verkaufen, die dann als Mitglied im Heß-Club eingeladen werden. Diesen Eindruck vermittelt Michael Diekmann in einem Interview. Und der muss es ja wissen. War er doch lange Zeit Chef von dem Laden.

Und um die Mitglieder des Heß-Club zu ehren wird bei der Allianz nicht gekleckert, da wird geklotzt! Der Chor der Deutschen Oper Berlin mit dem Filmorchester Babelsberg ist da gerade mal gut genug für eine Veranstaltung. Betrachtet man ein Video der „magic-Moments“ von einer Heß-Club-Veranstaltung in New-York aus 2009, dann sieht man noch mehr Prunk und Glamour . Und die Heß-Clubler schwärmen davon!

Besonders spannend bei der Veranstaltung in New York: Frauen tauchen fast nur als hübsche Begleiterin der Abendveranstaltung auf. Als besonders gute Vertreter werden dort nur Männer ausgezeichnet. Und als Redner der Veranstaltung sieht man nur Herren. Es ist also wirklich eine sehr exklusive Veranstaltung.

Aber seit ein paar Tagen wissen wir, dass es keine exklusive Männerveranstaltung ist. Mindestens eine Frau war auch einmal dabei. Diese Dame gelangte dieser Tage zu Berühmtheit, weil sie gegen die Allianz klagt. Pikanterweise unterstellt sie dem Versicherungsunternehmen, dass es sie um einen Teil ihrer Altersvorsorge prellt. Da schützt dann auch keine Mitgliedschaft im elitären Heß-Club. Auch den Vorzeigevertretern scheint es also nicht unbedingt anders zu ergehen, als so einigen normalen Kunden.

Für Kinderreiche und Geringverdiener mit einer klassischen Riester-Rente gingen wir als Bund der Versicherten erfolgreich vor die Gerichte, um die Allianz zu zwingen, die Kostenüberschüsse korrekt zu verteilen. Für die exklusive Vertreterin im Heß-Club können wir uns aber nicht persönlich stark machen. Denn die darf bei uns nicht Mitglied werden. Wer Versicherungsprovisionen bekommt, dem ist die Mitgliedschaft bei uns satzungsgemäß verwehrt. Sorry! Aber wer Mitglied im Heß-Club ist, der hat wohl schon genug an Provisionen bekommen, um sich einen eigenen Anwalt nehmen zu können.

PS: Wer die wilden Partys des Heß-Club bezahlt ist mir nicht bekannt. Ich befürchte aber, dass auch hier wieder die Versichertengelder herhalten müssen.

Hintergründe:


Axel Kleinlein | © Axel Kleinlein

Über mich

Axel Kleinlein ist nicht mehr beim BdV tätig.