28.11.2024

Risikolebensversicherung: So sichern Sie Ihre Hinterbliebenen optimal ab

Die Risikolebensversicherung bietet eine wichtige Möglichkeit, um Hinterbliebene für den eigenen Todesfall finanziell abzusichern. Gerade für Familien mit Kindern oder bei hohen finanziellen Verpflichtungen, etwa durch Immobilienkredite, ist diese Versicherung sehr wichtig beziehungsweise unverzichtbar. Hier erfahren Sie, worauf Sie achten sollten, um die bestmögliche Absicherung zu erhalten.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • Absicherung im Todesfall: Die Risikolebensversicherung zahlt im Todesfall eine festgelegte Summe an Hinterbliebene, besonders wichtig für Familien oder Kreditnehmer*innen.

  • Varianten: Klassische (konstante Summe), fallende Summe (für Kredite) und „Zwei-Leben“-Verträge

  • Versicherungssumme: Höhe abhängig von finanziellen Verpflichtungen und dem Versorgungsbedarf der Familie; regelmäßige Anpassung empfohlen.

  • Wichtige Tipps: Gesundheitsfragen korrekt beantworten, anonyme Risikovoranfrage bei Vorerkrankungen nutzen und Kombiprodukte sowie Restschuldversicherungen vermeiden.



Was ist eine Risikolebensversicherung?

Mit einer Risikolebensversicherung vereinbaren Sie eine bestimmte Versicherungssumme sowie eine feste Vertragslaufzeit. Stirbt die versicherte Person innerhalb dieser Laufzeit, wird die vereinbarte Summe an die begünstigte Person ausgezahlt. Diese kann frei gewählt werden – von Partner*innen über Angehörige bis hin zu anderen nahestehenden Personen. Wird keine Person benannt, wird die Leistung Teil des Nachlasses.

Die Versicherung lässt sich in verschiedenen Varianten abschließen, die jeweils unterschiedliche Lebenssituationen abdecken:

  1. Klassische Form: Die Versicherungssumme bleibt während der gesamten Laufzeit konstant.

  2. Risikolebensversicherung mit fallender Versicherungssumme: Diese Variante wird üblicherweise angeboten, um Darlehen abzusichern. Die Versicherungssumme verringert sich im Lauf der Zeit – entweder linear oder entsprechend des Tilgungsplans des Kredits. Beachten Sie, dass bei Änderungen der Darlehenskonditionen, wie Zinserhöhungen oder Nachfinanzierungen, die Versicherungssumme möglicherweise nicht mehr ausreicht.

  3. Risikolebensversicherung „auf zwei Leben“: Diese verbindet zwei versicherte Personen in einem Vertrag. Stirbt eine Person, wird die Summe ausgezahlt. Der/die hinterbliebene Partner*in hat danach jedoch keinen Versicherungsschutz mehr. Für viele Situationen sind getrennte Verträge sinnvoller.

Für wen ist eine Risikolebensversicherung sinnvoll?

Die Risikolebensversicherung bietet die Möglichkeit, Hinterbliebene bedarfsgerecht finanziell abzusichern. Sie ist vor allem wichtig, wenn eine oder mehrere Personen von Ihrem Einkommen abhängig sind – beispielsweise Partner*innen oder Kinder. Denn im Todesfall reichen die Ansprüche aus dem Nachlass und gesetzlichen Versorgungssystemen unter Umständen nicht aus, um die Versorgung der Hinterbliebenen zu sichern.

Das Gleiche gilt, wenn Sie – vielleicht mit einem Partner oder einer Partnerin – eine Finanzierung mit großem Volumen aufgenommen haben, zum Beispiel einen Immobilienkredit. Die Risikolebensversicherung fungiert dann als Restschuldversicherung für den Todesfall eines Darlehensnehmers.

Wie hoch sollte die Versicherungssumme sein?

Die richtige Höhe der Versicherungssumme hängt von Ihrer individuellen Lebenssituation ab. Wichtige Faktoren bei der Kalkulation sind:

  • Finanzielle Verpflichtungen: Kalkulieren Sie laufende Darlehen wie Immobilienfinanzierungen oder andere Kredite mit ein.

  • Versorgung der Angehörigen: Berücksichtigen Sie, wie lange Partner*innen oder Kinder versorgt werden sollen, beispielsweise bis zum Ausbildungsende der Kinder.

  • Lebenshaltungskosten: Rechnen Sie mit den monatlichen Ausgaben Ihrer Familie. Eine Versicherungssumme von 200.000 Euro reicht beispielsweise bei monatlicher Entnahme von 1.000 Euro für etwa 16 Jahre und 8 Monate, wenn der Betrag ohne Zinsen oder andere Erträge angelegt wird.

Berücksichtigen Sie außerdem Inflation und mögliche zukünftige Veränderungen in Ihrem Leben. Sollte der Bedarf später sinken, können Sie die Versicherungssumme anpassen oder den Vertrag kündigen.

Worauf sollten Sie beim Vertragsabschluss achten?

Der Abschluss einer Risikolebensversicherung erfordert die Beantwortung umfassender Gesundheitsfragen. Hier einige Tipps, wie Sie Probleme vermeiden können:

  1. Machen Sie vollständige und wahrheitsgemäße Angaben: Geben Sie gesundheitliche Informationen, Hobbys wie Motorradfahren oder Risikosportarten vollständig und korrekt an. Verschweigen Sie nichts, wonach im Antrag gefragt wird. Im Leistungsfall kann der Versicherer prüfen, ob Sie im Antrag beispielsweise Vorerkrankungen verschwiegen haben und ob er leisten muss oder nicht. Haben Sie falsche Angaben gemacht, kann sich der Versicherer bis zu fünf Jahre nach Vertragsschluss vom Vertrag lösen oder den Vertrag anpassen. Bei Vorsatz oder Arglist beträgt die Frist sogar zehn Jahre.

  2. Holen Sie sich Unterstützung durch Ihre Ärzt*innen: Lassen Sie sich bei der Beantwortung der Gesundheitsfragen helfen. Fordern Sie zumindest Ihre Krankenakte oder eine Patientenquittung bei Ihrer Krankenkasse an, um genaue Angaben machen zu können.

  3. Anonymisierte Risikovoranfrage: Haben Sie Vorerkrankungen oder gesundheitliche Einschränkungen, kann ein spezialisierter Versicherungsberater oder -makler eine anonyme Voranfrage bei verschiedenen Anbietern stellen. So lässt sich ein Vertrag mit den für Sie bestmöglichen Konditionen ermitteln.

Wie hoch sind die Kosten?

Die Höhe der Versicherungsprämie hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Versicherungssumme und Laufzeit: Je höher die Summe und je länger die Laufzeit, desto teurer wird der Vertrag.

  • Alter und Gesundheitszustand: Mit zunehmendem Alter und bei Vorerkrankungen steigt die Prämie.

  • Risikofaktoren: Rauchen oder risikoreiche Hobbys wie Motorradfahren erhöhen die Prämie deutlich.

Ein Beispiel: Eine 35-jährige Person, die nicht raucht, kein Motorrad fährt und keine anderweitig „gefährlichen“ Hobbies ausübt, zahlt für eine Versicherungssumme von 200.000 Euro und eine Laufzeit von 32 Jahren zwischen 205 und 410 Euro im Jahr. Für Raucher*innen und Motorradfahrer*innen kann die Prämie auf 600 bis 1.000 Euro steigen (2023).

Sie sollten die Ihnen angebotenen Risikolebensversicherungen vergleichen, um das für Sie beste Angebote zu finden.

Nicht sinnvoll: Restschuldversicherungen

Wir raten von sogenannten Kombiprodukten ab. Hierbei wird die Risikolebensversicherung mit einer kapitalbildenden Versicherung oder einem Berufsunfähigkeitsschutz kombiniert. Diese sind häufig teurer und bieten weniger Flexibilität. Besser ist es, separate Verträge für unterschiedliche Absicherungszwecke abzuschließen.

Ebenso wenig empfehlenswert sind Restschuldversicherungen, die Banken bei der Kreditaufnahme anbieten. Diese sind teuer und haben oft Lücken im Versicherungsschutz.

Spezialtipps: Erbschaftssteuer und Überschusssysteme

  • Erbschaftssteuer sparen: Schließen Sie zwei Versicherungen „über Kreuz“ ab: Im ersten Vertrag ist eine Person Versicherter, die andere Versicherungsnehmer*in mit Bezugsrecht. Beim zweiten Vertrag werden die Rollen getauscht. So fällt im Todesfall keine Erbschaftssteuer an.

  • Überschusssysteme prüfen: Sofern der Versicherer eine Überschussbeteiligung vorsieht, wählen Sie ein System mit Sofortrabatt, bei dem die Überschüsse direkt von der Prämie abgezogen werden. Das reduziert die Kosten während der Vertragslaufzeit.

Weitere wichtige Tipps und Hinweise finden Sie im kostenlosen BdV-Infoblatt Risikolebensversicherung.


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Julia Alice Böhne, Pressereferentin beim Bund der Versicherten

Über mich

Ich bin Julia Alice Böhne und seit Februar 2018 als Pressereferentin beim Bund der Versicherten. Zuvor habe ich mehrere Jahre als Journalistin bei einem Fachmagazin für und über die Finanz- und Versicherungsbranche geschrieben. Der Aspekt des Verbraucherschutzes hat mich dabei besonders interessiert. Denn je mehr ich mich mit Versicherungen beschäftigt habe, desto deutlicher wurde, wie undurchsichtig die Branche und ihre Produkte für die meisten Menschen sind. Gleichzeitig empfinden viele das Thema als langweilig oder gar lästig, obwohl es teilweise um existenziellen Schutz geht. Ich möchte dazu beitragen, diese Intransparenz zu beseitigen und mehr Interesse an Versicherungsthemen zu erzeugen – unter anderem mit Beiträgen im BdV-Ratgeber.