21.05.2025

Altersvorsorge clever angehen: Geld anlegen mit ETFs – auch als Aktienmuffel!

Finanziell unbesorgt in die Rente – das klingt wie reines Wunschdenken. Muss es aber nicht. Und zwar mit ETFs als eine der wenigen verbliebenen Möglichkeiten, flexibel Vermögen fürs Alter anzusparen. Doch was steckt hinter der Geldanlage? Und muss ich ein Börsencrack sein, um mitmischen zu können? Wir geben Orientierung

Hinweis: Dieser Artikel ist keine Anlageberatung und spricht keine konkreten Empfehlungen aus.


Das Wichtigste auf einen Blick:

  • ETFs als flexible Altersvorsorge: ETFs bieten eine einfache Möglichkeit, für das Alter vorzusorgen.

  • Geringes Risiko durch Streuung: Eine breite Streuung in weltweite Indizes hilft, das Risiko zu minimieren.

  • Geduldig bleiben: Ein langfristiger Anlagehorizont ist wichtig, um von ETFs zu profitieren.

  • Günstige Kosten und einfache Handhabung: ETFs sind kostengünstig und bieten eine flexible Sparrate, die jederzeit angepasst werden kann.



Viele Verbraucher*innen begeben sich auf die Suche nach ergänzenden Optionen zum Vermögensaufbau. Dabei sollten sie ihr Erspartes niemals in die Hände von Lebensversicherern geben, sondern lieber auf transparente und preisgünstige ETFs setzen. Mit ihnen lässt sich losgelöst von Verträgen und angepasst an die eigene Einkommens- und Lebenssituation Geld anlegen, denn in einen ETF kann man ähnlich wie mit einem Dauerauftrag bei der Bank ganz bequem regelmäßig investieren. Die Raten sind jederzeit anpassbar und könnten in brenzligen Situationen wie im Falle von Arbeitslosigkeit sogar gestoppt werden.

ETFs – das steckt hinter den drei Buchstaben

Hinter der kryptisch klingenden ETF Abkürzung verbirgt sich die englische Bezeichnung ‚Exchange Traded Funds‘. Gemeint ist ein börsengehandelter Investmentfonds, der die Entwicklung eines Index nachbilden kann – so als würde man versuchen, eine Torte in exakt demselben Misch- und Zutatenverhältnis nachzubacken. Anstatt einzelne Aktien zu kaufen, investiert man in einen Fonds, der einen ganzen Index abbildet. Diese Fonds sind oftmals Indexfonds, z. B. auf Aktien.  Dabei können ETFs ganz unterschiedliche Indizes nachbilden wie beispielsweise den Deutschen Aktienindex (DAX). Ein ETF auf den DAX würde zum Beispiel die Wertentwicklung der 40 größten börsennotierten deutschen Unternehmen nach Marktkapitalisierung widerspiegeln. Anzumerken ist aber, dass es sich bei ETFs nicht zwangsläufig um Indexfonds handeln muss.

Vor dem ETF-Start: Finanzielle Grundlagen schaffen

Bevor Privatanleger*innen aber mit ETFs loslegen, sollten sie zuerst ihre Haushaltsbücher auf Einsparpotenzial checken und ihre Schulden prüfen, sprich Konsumkredite vermeiden oder schnell begleichen. Empfehlenswert ist es auch, mindestens drei bis vier Nettoeinkommen für unvorhergesehene Ausgaben wie eine kaputte Waschmaschine als Sicherheit auf einem Tagesgeldkonto zu parken, sowie Geld für größere, geplante Anschaffungen wie ein Auto zurückzulegen. Der Vorteil an beiden Konten ist, dass die eingezahlten Beträge dort sicher verwahrt sind. Nicht zu vernachlässigen ist außerdem der Abschluss aller für die persönliche Lebenssituation wichtigen Versicherungen.

Hilfreiche Tipps für die eigene Lebenssituation finden BdV-Mitglieder in den Infoblättern ‚Selbständig fürs Alter vorsorgen – eine Einführung‘ sowie ‚Schuldenoptimierung‘.

Ermitteln Sie mit dem BedarfsCheck, welche Versicherungen für Sie relevant sind.

Langfristig sparen: So legen Sie Ihren ETF-Sparplan richtig an

Erst, wenn genügend liquide Mittel zur Verfügung stehen, können Verbraucher*innen ihr restliches Geld in sparplanfähige ETFs für die Altersvorsorge investieren. Um Risiken bei kurzfristigen Kurseinbrüchen zu reduzieren, sollte man für die Geldanlage in ETFs einen Anlagezeithorizont von mindestens zehn, im Idealfall 15 bis 20 Jahre mitbringen. Krisen können so geschickt „ausgesessen“ werden. Diese Art von langfristigem Vermögensaufbau nennt man auch Buy and Hold-Strategie.

Bevor Sparer*innen mit ETFs loslegen, müssen sie sich noch eine grundlegende Frage beantworten: Wie viel Geld sollte ich monatlich in ETFs investieren? Der ETF-Sparplan funktioniert dann im Grunde nicht anders als ein Banksparplan. Bei den meisten Banken beginnt der monatliche Sparbetrag bei 25 Euro. Es gibt aber auch einige wenige Banken, bei denen das Sparen bereits ab einem Euro pro Monat möglich ist. Die Geldaufteilung kann je nach Risikobereitschaft variieren. Gängige Aufteilungsquoten sind beispielsweise 75 Prozent Tagesgeld kombiniert mit 25 Prozent Aktien, eine 50/50 Quote oder andersherum 25 Prozent Tagesgeld und 75 Prozent Aktien. Dies sind nur pauschale Angaben, jedoch kommt es bei der Aufteilungsquote immer auf die individuelle Situation an.

Eine Alternative zum Tagesgeldkonto könnten auch Anleihen (z. B. Staatsanleihen) mit guter Bonität sein. Dies lässt sich auch über ETFs abbilden, sodass man direkt in einen ganzen Topf von Anleihen investiert. Als Faustregel gilt: Je jünger Sparer*innen sind, desto mehr Geld darf in den ETF-Anteil fließen, je älter sie sind, desto weniger Geld sollte in Aktien investiert werden. Ist ein Sparplan festgelegt, ist es ratsam, diesen stur zu verfolgen, also die festgelegte Aufteilungsquote konsequent beizubehalten. Dafür hat es sich als praktikabel erwiesen, immer zum Ende eines Kalenderjahres die Gewichtung zu prüfen (sogenanntes Rebalancing).

Hat man sich für eine Sparsumme entschieden, geht es nun ans Eingemachte – die Auswahl geeigneter ETFs. Die folgenden Schritte eignen sich als grobe Orientierung:

Schritt 1: Diversifikation im ETF – so minimieren Sie Ihr Risiko durch weltweite Streuung

Ein entscheidender Faktor ist die Diversifikation, oder einfach gesagt, eine möglichst breite Streuung. Beim DAX setzt man allein auf den deutschen Markt, zwar immerhin auf 40 Unternehmen, aber eben nur auf ein Land. Um das Risiko weiter zu minimieren, muss man auf eine höhere Anzahl an Ländern, sowie möglichst viele Branchen und Währungsräume setzen, am besten einen Index, der Aktien aus der gesamten Welt enthält wie den MSCI All Country, der rund 3.000 Unternehmen aus 50 Ländern abbildet, oder den FTSE All World, mit rund 4.000 Unternehmen aus 50 Ländern.

Ein Index, der neben großen und mittleren Unternehmen auch noch kleinere Unternehmen beinhaltet und somit noch breiter gestreut ist, ist der MSCI ACWI IMI (IMI für Investable Market Index). Dieser Index enthält über 8.000 Unternehmen. Da es recht unwahrscheinlich ist, dass alle Länder gleichzeitig die Talfahrt beschreiten, lässt sich mit der weltweiten Diversifikation dieser Indizes das Risiko maximal streuen.


Schon gewusst? Der MSCI World ist ein Aktienindex, der seit 1968 vom US-amerikanischen Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) herausgegeben wird. Hinter dem FTSE steckt unter anderem die britische Tageszeitung Financial Times (FT). Und falls Sie mal in die Verlegenheit kommen, FTSE im Gespräch zu erwähnen: Es wird wie „Footsie“ ausgesprochen.


Thesaurierende ETFs für die Altersvorsorge

Für die Altersvorsorge eignen sich zum Beispiel die in der Tabelle aufgelisteten thesaurierenden ETFs (ACC oder C). Um sich nicht zu stark von den zwölfstelligen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen abschrecken zu lassen, hilft es, sich bewusst zu machen, wer hinter den großen Anbietern steckt – nämlich Marken von selbständigen Vermögensverwaltern oder Großbanken. In der Tabelle haben wir die ETF-Anbieter aufgelistet, die ETFs MSCI All Country World (ACWI) sowie FTSE All World anbieten. Dies sind keine Empfehlungen, sondern nur beispielhafte Nennungen.

Tabelle mit ETF-Anbietern, die ETFs MSCI All Country World (ACWI) sowie FTSE All World anbieten. | © Bund der Versicheren e. V. / Stand 13.05.2025

Stand 13.05.2025

Mehr Infos und Kennzahlen über die ETFs sind in den Factsheets und den Basisinformationsblättern auf den jeweiligen Websites der Anbieter enthalten.


Gut zu wissen: Passiv und aktiv gemanagte Fonds

Bei aktiv gemangten Fonds kann der Fondmanager flexibel auf die Entwicklung der Märkte reagieren. Grob umschrieben setzt das Management darauf, dass bestimmte Aktien besser oder schlechter laufen als ein bestimmter Börsenindex. Seine Arbeit lässt sich das Management mit hohen Gebühren bezahlen. Den wenigsten Fondsmanagern gelingt es allerdings, dauerhaft die Entwicklung eines Indizes mit einer höheren Rendite zu übertrumpfen, das stellt Stiftung Warentest im Ratgeber „Anlegen mit ETF“ fest.

Mit ETFs kann hingegen eine gute Rendite erzielt werden, ohne dass die Gebühren diese deutlich schmälern. Auch das Risiko ist vertretbar. Zwischenzeitliche Einbrüche können zwar eintreten, erholen sich aber mit der Zeit wieder. Dann heißt es: Nerven bewahren! Nur dann zahlt sich das Investment auf lange Sicht aus. 

Genauso wie aktiv gemanagte Fonds sind ETF Sondervermögen. Dabei werden die Anteile, die die Anleger*innen erwerben, in einer Depotbank verwahrt - dies wird als treuhänderische Verwaltung bezeichnet. Würde der ETF- oder Fonds-Anbieter Insolvenz anmelden, hätte das keinerlei Auswirkungen auf das Vermögen der Anleger*innen. Ihre Vermögenswerte wären vor dem Zugriff der insolventen Gesellschaft sowie vor Gläubigern geschützt.

Es gibt auch aktive ETFs. Sie bilden den Index nicht passiv nach, sondern ein Fondsmanagement greift aktiv ein und versucht, den Index zu schlagen. Aktive ETFs sind teurer als gewöhnliche ETFs. Ausführliche Infos finden Sie bei JustETF.


Schritt 2: So profitieren Sie vom Zinseszinseffekt

Für einen langfristigen Vermögensaufbau ist der Zusatz „thesaurierend“ entscheidend – man erkennt ihn an den Abkürzungen ACC (accumulating) oder C (capitalisation). Bei thesaurierenden ETFs werden die Dividenden nicht ausgeschüttet, sondern automatisch reinvestiert. Außerdem profitieren Sparer*innen bei der Thesaurierung zusätzlich von einem „erleichterten Zinseszinseffekt, mit dem sich, vereinfacht gesagt, mit Geld weiteres Geld verdienen lässt. Kurz erklären lässt sich der Zinseszinseffekt mit dem guten alten Sparbuch. Angenommen, es gäbe für diese Geldanlage noch Zinsen, die am Ende eines Jahres der Sparsumme hinzugefügt werden, dann bekämen Anleger*innen am nächsten Zahlungstermin auf die Gesamtsumme – also Sparsumme plus Zinsen – erneut Zinsen.

Die ersten Zinsen werden somit mitverzinst, und die Sparsumme erhöht sich kontinuierlich von Zahlungstermin zu Zahlungstermin. Je länger der Anlagehorizont und je höher der Sparbetrag, desto besser. Selbiger Effekt stellt sich ein, wenn bei thesaurierenden ETFs Dividenden ausgezahlt werden. Denn diese „Überschüsse“ werden umgehend ins Fondsvermögen reinvestiert. Auch hier gilt: Je länger der Anlagehorizont und je mehr Fondsanteile, desto stärker wird der Zinseszinseffekt das angelegte Vermögen erhöhen.

Schritt 3: warum eine niedrige TER für Ihren ETF wichtig ist

Total Expense Ratio (TER) ist eine Kennzahl, die die jährlichen Verwaltungskosten eines ETFs in Prozent des investierten Kapitals angibt. Sie umfasst Verwaltungsgebühren, Betriebskosten und andere laufende Kosten, die direkt von der Fondsgesellschaft oder dem ETF-Anbieter einbehalten werden.

Eine niedrige TER ist für eine gute Rendite entscheidend. Besonders beim langfristigen Vermögensaufbau summieren sich die Kosten, weshalb es sinnvoll ist, ETFs mit einer TER unter 0,4 Prozent p. a. (für Welt-ETFs) zu bevorzugen.

Schritt 4: Depot eröffnen - so kommen Sie an ETFs und reduzieren Kosten

Um nun in der Praxis an ETFs zu kommen, benötigt man ein Depot für seine Wertpapiergeschäfte. Diese werden von Direktbanken wie der ING, Consorsbank, Postbank, comdirect oder DKB sowie von Neo-Brokern wie Scalable, Capital, Smartbroker, Justtrade oder Trade Republic angeboten. Doch: Welche Gebühren fallen beim Kauf von ETFs an? Die Antwort lautet: Bei beiden fallen die Ordergebühren für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren in der Regel sehr niedrig aus. Bei den Ordergebühren unterscheiden Banken zwischen prozentualen Gebühren, die vom Ordervolumen abhängen und festen Ordergebühren, die unabhängig vom Auftragsvolumen immer gleich ausfallen.

Bei geringen Sparraten wie 25 Euro pro Monat bietet sich daher die prozentuale Ordergebühr an. Neben diesen beiden Kostenfaktoren gilt es eine Bank zu wählen, die sparplanfähige ETFs zu den für Sie besten Konditionen anbietet (z. B. hinsichtlich Gebühren).  Es sei erwähnt, dass bei vielen Wertpapierdepotanbietern bei ETF-Sparplänen keine Ordergebühren anfallen.

Bei so gut wie allen Banken lässt sich die Höhe der Rate sowie das Intervall jederzeit anpassen und der ETF-Sparplan stoppen. Übrigens: Bei der eigenen Hausbank wie einer Sparkasse werden ETF-Sparpläne selten angeboten, da für die jeweiligen Banken kaum Provisionen abfallen. Das ETF-Geschäft lohnt sich schlicht nicht.

→ Kostenvergleiche finden Sie im Infoblatt ‚Leitfaden zum Ermitteln eines kostengünstigen ETF-Sparplans‘ sowie z. B. über spezielle Vergleichsportale wie www.justetf.de oder extraetf.com.

Fazit: flexibel, kostengünstig und liquide für den Vermögensaufbau

Alles in allem sind Aktien-ETFs und insbesondere ETF-Sparpläne eine wunderbare Möglichkeit, preiswert, flexibel, ohne Vertragsbindung und transparent Vermögen aufzubauen, ohne dabei zu hohe Risiken einzugehen. Da ETFs börsengehandelt sind, ist eine Auszahlung zudem jederzeit und auch kurzfristig möglich, was Anleger*innen eine größtmögliche Liquidität einräumt. Mit ETFs lassen sich zudem kapitalbildende Versicherungen umgehen, von denen der Bund der Versicherten mit Nachdruck abrät

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Sarah Sperling ist Redakteurin beim BdV. | © Achenbach 2021

Über mich

Ich bin Sarah und verstärke das Presseteam des BdV als Redakteurin. Neben meiner schreibenden Tätigkeit für die interne als auch externe Kommunikation mache ich Web-Controlling und setze mich mit SEO-Maßnahmen auseinander. Zuvor war ich knapp acht Jahre lang als Journalistin für verschiedene Fachmedien, insbesondere aus dem Marketing-und Wirtschaftsbereich, tätig. Privat begeistere ich mich für Verbraucherschutzthemen und habe mich in meinem politikwissenschaftlichen Studium vorzugsweise mit sozial- und gesellschaftskritischen Themen auseinandergesetzt. Im BdV möchte ich mich gemeinsam mit dem tollen Team für die Rechte der Versicherten einsetzen, ihnen zu sinnvollen Entscheidungen verhelfen und dank der Arbeit unserer hausinternen Strategen unfaire Klauseln öffentlich machen.