Vergleichsportale: wider die Bequemlichkeit
„Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit“, mahnte einst der dänische Philosoph Søren Kierkegaard. Dieses Zitat bezieht sich auf den Vergleich mit anderen Menschen und die meisten Leute würden wohl zustimmen, dass an dieser Aussage etwas dran ist. Geht es hingegen um den Erwerb von Dingen oder Dienstleistungen, kann man wohl mit Fug und Recht das genaue Gegenteil konstatieren: Hier macht es uns Menschen sehr glücklich, nach einem ausgiebigen Vergleich das vermeintlich beste Angebot wahrzunehmen, einen „Schnapper“ zu machen, oder in der Masse das einzige Angebot zu finden, dass all unsere Erwartungen erfüllt. Wobei – dabei gibt es natürlich auch noch diverse Abstufungen. Der mit einem Lustwandel verbundene Kauf von einem neuen Wintermantel oder einem Paar Schuhe, ohne Zeitdruck, bringt uns in der Regel deutlich mehr Freude als z. B. der Nachkauf einer Schraube, die sich aus unserem Küchenstuhl gelöst hat, oder eben … na ja, der Kauf eines Versicherungsproduktes.
Das günstigste Angebot ist nun mal selten das Beste
Auch in Sachen Versicherung möchten wir das für uns beste Angebot finden – aber in der Regel wollen wir dies so zügig wie eben möglich erledigen. Dieser Umstand sorgt für die große Beliebtheit von Vergleichsportalen wie Check24 und Co. Man gibt nur ein paar Parameter und persönliche Daten ein und Zack! bekommt man eine Liste mit Tarifen angezeigt, die man sofort online abschließen kann. Übersichtlich dargestellt und vermeintlich objektiv bewertet. Die Wahrscheinlichkeit, dass man seine Entscheidung in dieser Situation vorrangig von der Höhe der Prämie abhängig macht und weniger vom Umfang der Leistungen ist jedoch hoch. Denn wie leistungsstark die einzelnen Tarife wirklich sind und ob sie passgenau zu der individuellen Situation der oder des Nutzenden sind, das lässt sich dann eben leider doch wieder nicht ganz so schnell überblicken.
Ebenso problematisch ist, dass bei den Vergleichsportalen nicht alle Anbieter einbezogen werden und Suchergebnisse durch Filter so beeinflusst werden können, dass bestimmte Angebote bevorzugt gezeigt werden – z. B. die für das Portal lohnenswertesten. Die Portale mit der Möglichkeit des direkten Online-Abschlusses agieren als Versicherungsmakler, sie erhalten bei Abschluss eine Provision vom entsprechenden Versicherer. Seit dem 28. Mai 2022 gelten neue Transparenzregeln und die Portale müssen nun zumindest einige dieser Aspekte offenlegen (wie z. B. die Betätigung als Versicherungsmakler, den Erhalt von Prämien für Abschlüsse und nicht im Vergleich inkludierte Anbieter). Um diese zu erfahren, muss der Nutzer oder die Nutzerin allerdings die Erstinformation lesen, oder ein Häkchen setzen, dass diese gelesen wurde, bevor die Suchergebnisse angezeigt werden …
Also, wenn diese Erstinformation genauso viel gelesen wird, wie AGBs und Nutzungsbedingungen von z. B. Software, dann wird dies, fürchte ich, wenig ändern. Die Folgen können bei einem Versicherungsvertrag allerdings ungleich härter sein.
Widerstehen Sie der Bequemlichkeit!
Sie ahnen, worauf ich hinauswill: Es ist ein Trugschluss, dass man, ohne sich hinreichend Zeit zu nehmen, den optimalen Versicherungsvertrag für sich abschließen kann. Da lohnt auch das gute Gefühl, das Thema erledigt zu haben, nicht. Denn was hat man von einer günstigen Prämie, wenn es dann, wenn es drauf ankommt, im Schadenfall nur Probleme gibt und die Versicherung im schlimmsten Fall gar nicht leistet?
Je komplexer die zu versichernde Risikosituation ist, desto unwahrscheinlicher ist es, mit ein paar Angaben im Internet das auf den individuellen Bedarf abgestimmte, beste Angebot zu finden.
Natürlich gibt es auch vermeintlich einfache Versicherungen wie die Haftpflicht- oder Hausratversicherung, deren Abschluss man prinzipiell selbst in die Hand nehmen kann. Doch auch hier können sich Stolperfallen im Kleingedruckten auftun. Der BdV hat für Sie in seinen Infoblättern zusammengefasst, was je nach Versicherungssparte besonders zu beachten ist.
Wenn Sie sich vorbildlich die Zeit nehmen und alle Tarifbedingungen und das Kleingedruckte der Versicherungsverträge lesen, stehen Sie eventuell vor einem neuen Problem: Die hakelige, rechtlich absichernde Sprache, mit unendlich langen Schachtelsätzen und vielen Fachbegriffen, die für Nichtjurist*innen häufig schlecht zu verstehen ist (ich erinnere noch mal an die AGBs). Und jetzt kommt´s, da habe ich einen bequemen Tipp für Sie: Lassen Sie sich unabhängig von Expert*innen beraten! Das ist wesentlich angenehmer, als alles Unverständliche mühsam selbst zu recherchieren, das kann ich Ihnen versichern.
Als Mitglied des BdV können Sie so viel unabhängige Beratung in Anspruch nehmen, wie Sie brauchen, der Verein erhält für seine Tarifempfehlungen keinerlei Provision, er finanziert sich ausschließlich über die Mitgliedsbeiträge (die übrigens zu 80 % steuerlich absetzbar sind).
Sie können sich aber auch ohne Mitgliedschaft beraten lassen (dann allerdings zu erhöhten Telefongebühren) und das nicht nur zum Vertragsabschluss, sondern auch bei bestehenden Verträgen und bei Problemen im Schadenfall.