Verzichtbare Versicherungen: Ist das existenziell, oder kann das weg?
Bund der Versicherten e. V. (BdV) erklärt, worauf es beim Versicherungsschutz wirklich ankommt
Hamburg - Menschen wollen möglichst wenig Geld für Versicherungen ausgeben. Das zeigt auch der anhaltende Erfolg von Vergleichsportalen wie Check24, Verivox und Co. Allerdings kommt es beim Versicherungsschutz nicht vorrangig auf die Höhe der Prämie an. Was zählt, sind die Leistungen, die Versicherte im Schadenfall erhalten. „Bei der Wahl ihrer Versicherungen sollten Verbraucherinnen und Verbraucher darauf achten, dass die Leistungen zu ihrem individuellen Bedarf passen“, sagt BdV-Vorständin Bianca Boss. „Geld sparen lässt sich am besten, indem man unnötige Versicherungen gar nicht erst abschließt und sich stattdessen auf die Absicherung existenzieller Risiken beschränkt.“
Zu den wichtigsten privaten Absicherungen zählen der Schutz gegen die finanziellen Folgen von Haftungsfällen, Arbeitskraftverlust und Todesfall. Wenn man beispielsweise das Smartphone verliert, ist das zwar ärgerlich, führt aber nicht zu einer finanziellen Schieflage. Handyversicherungen haben häufig ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis, schließen bestimmte Leistungen von vorneherein aus und entschädigen ohnehin nur zum Zeitwert. Elektronik- und Haushaltsgeräteversicherungen, die oft beim Verkauf angeboten werden, wirken auf den ersten Blick praktisch, greifen im Schadenfall jedoch meist nur begrenzt. „Auch Kleinstversicherungen wie Brillen-, Ticket- und Sportgeräteversicherungen sichern kein Risiko ab, das den Lebensstandard gefährdet und bieten zudem kein angemessenes Prämien-Leistungsverhältnis“, sagt Boss.
Auch von Krankenhaustagegeld-, Reisegepäck- und Restschuldversicherungen rät der Verbraucherschutzverein ab. Besonders problematisch sind Policen, die die Risikoabsicherung mit der Geldanlage verknüpfen. Kapitalbildende Produkte wie Ausbildungs-, Sterbegeld- und Lebensversicherungen sind für die Vermögensbildung ungeeignet – wer für Kinder oder Hinterbliebene vorsorgen möchte, ist mit einem transparenten ETF-Sparplan besser beraten. Gleiches gilt für fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen – sogenannte Fondspolicen: Sie kombinieren hohe Kosten mit Intransparenz und geringer Flexibilität. Renditechancen werden durch Abschluss- und Verwaltungskosten aufgefressen. „Viele dieser Policen suggerieren Sicherheit, wo keine ist. Am Ende bleiben hohe Beiträge und große Enttäuschung – und das Geld fehlt dort, wo es wirklich gebraucht wird“, sagt Verbraucherschützerin Boss.
Viele weitere überflüssige Versicherungen hat der BdV im Infoblatt „Versicherungen, die Sie nicht brauchen“ zusammengestellt.
Verbraucher*innen können mit dem BedarfsCheck auf der BdV-Website herausfinden, welche Versicherungen für sie wirklich relevant sind. Der Verbraucherschutzverein unterstützt seine Mitglieder mit individueller Beratung zu ihren privaten Versicherungen. Gleichzeitig informiert der Verein alle Verbraucher*innen in regelmäßigen Workshops zu wichtigen Absicherungen, Altersvorsorge und Geldanlage.