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Politik | 04.05.2020

Regierung im Blindflug bei Riester-Verrentung

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Die Bundesregierung hat auf Anfrage der FDP offengelegt, dass sie keine Übersicht über die Verrentungskonditionen bei staatlich geförderten Renten hat. Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) warnt jedoch schon seit einigen Jahren, dass die Verrentung bei Riester- und Rürup-Renten sehr verbraucherunfreundlich ist. „Auch wer erfolgreich und viel spart, bekommt trotzdem nur eine niedrige Riester-Rente, weil die Versicherungsunternehmen mit massiv überzogenen Lebenserwartungen kalkulieren“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. So würden die Unternehmen zum Beispiel für heute 37-Jährige mit einer Lebenserwartung von etwa 100 Jahren bis hin zu 150 Jahren kalkulieren. „Wir fordern die Bundesregierung auf, bei einer Neureglung der Riester-Rente auf die Zwangsverrentung zu verzichten“, so Kleinlein. Bisher werden bedingungsgemäß alle Riester-Sparer*innen gezwungen, eine Verrentung über eine Lebensversicherung vorzunehmen.

In einer Kleinen Anfrage hat die FDP-Fraktion unter anderem erfragt, welche Kenntnisse die Bundesregierung über die Rentenfaktoren hat, mit denen die Lebensversicherer die Renten kalkulieren und welche Lebenserwartung dabei zugrunde gelegt wird. Unterstellt ein Versicherer für einen 67-Jährigen etwa eine Lebenserwartung von 97, so muss das angesparte Geld für 30 Jahre Rente ausreichen. Kalkuliert er aber bis 117, so muss das gleiche Geld auf 50 Jahre verteilt werden. Die Rente kann dann nur noch etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum ersten Szenario betragen. Die Rentenfaktoren geben an, wie viel Monatsrente die Sparer*innen pro 10.000 Euro Kapital bekommen. „Wir sehen eine immense Spreizung zwischen 15 und 29 Euro garantierter Monatsrente pro 10.000 Euro angespartem Kapital“, erklärt Versicherungsmathematiker Kleinlein. „Damit haben die Rentenfaktoren deutlich mehr Einfluss auf den Erfolg oder Misserfolg einer Riester-Rente als die Kapitalanlage.“

Nach Berechnungen des BdV betragen für heute 37-Jährige die garantierten Rentenfaktoren für eine Rente ab 67 zwischen 15,21 Euro und 30,20 Euro bei einem Garantiezins von 0,9 Prozent. „Die von den Lebensversicherern unterstellten Rentenfaktoren entsprechen einer Lebenserwartung von 95 bis 142 Jahren“, so Kleinlein. Das Statistische Bundesamt geht jedoch in seinen Prognosen nur von 87 bis 91 Jahren aus. Am auffälligsten weicht der Marktführer von den Werten der staatlichen Behörde ab. „Die Allianz kalkuliert sehr intransparent, indem sie in einem einzigen Vertrag mit unterschiedlichen Faktoren kalkuliert und dabei zum Teil eine Lebenserwartung von über 140 unterstellt“, so Kleinlein. Dadurch fallen die garantierten Renten extrem gering aus. Eine rentable Altersvorsorge ist so unmöglich.

Nach Ansicht des BdV sollte die Regierung endlich handeln. Entweder gelte es, die Verrentung der staatlich geförderten Produkte klar zu regulieren. Alternativ wäre aber auch der Verzicht auf den Verrentungszwang eine Lösung. „Es ist nicht einzusehen, warum Menschen, die ein Arbeitsleben lang gespart haben, ab 67 bevormundet werden und gezwungen sind, das Angesparte bei einem Versicherer zu verrenten.“ Der BdV hat kürzlich mit dem Modell der Basisdepot-Vorsorge eine eigene Weiterentwicklung der geförderten Altersvorsorge vorgestellt. Diese basiert darauf, dass alle Sparprodukte grundsätzlich förderfähig sind und nur bestimmten Rahmenbedingungen genügen müssen. Ein Verrentungszwang ist ausdrücklich nicht vorgesehen, eine Verrentungsoption jedoch auch möglich. „Finanzielle Freiheit darf nicht im Alter 67 enden. Wer verantwortungsbewusst gespart hat, soll auch im Alter über das eigene Geld frei entscheiden können“, unterstreicht Kleinlein die Position.

LINK zur Anfrage der FDP sowie der entsprechenden Antwort der BReg

LINK zur Basisdepot-Vorsorge

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