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Lebens- und Rentenversicherung | 28.09.2017

Erdbeben in der Deutschen Lebensversicherung gefährdet Altersvorsorge von 10 Millionen Versicherten

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Wie aus jüngsten Berichten bekannt, beabsichtigen und prüfen Ergo-, Axa-, Generali- und AachenMünchener-Lebensversicherungen mehr als 10 Millionen klassische Lebensversicherungsverträge zu verkaufen. Aufkäufer würden dann diese Verträge abwickeln. Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) sieht in diesem Vorgang ein Erdbeben in der deutschen Versicherungslandschaft und große Gefahren für die Kunden. „Wenn ein Investor diese Bestände kauft, dann tut er das mit dem Ziel, möglichst viel Rendite zu erwirtschaften. Das geht aber nur, wenn er den Versicherten möglichst viele Überschüsse vorenthält und in die eigene Tasche steckt“, erklärt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV. Angesichts der großen Bedeutung der Ergo und einer vermutlich schwachen Aufsichtsbehörde sieht sich der BdV in der Pflicht: „Wir werden ein sehr scharfes Auge auf diejenigen haben, die diese Verträge aufkaufen.“

Grundsätzlich ist ein Verkauf von Lebensversicherungsverträgen von einem Unternehmen zu einem anderen möglich und in der Vergangenheit auch geschehen. Die betroffenen Verbraucher haben aber keine Möglichkeit, einen Verkauf ihres Vertrages zu verhindern. „Die Versicherten werden in den Augen der Unternehmen zur Ware degradiert, die man verkaufen kann“, erläutert Kleinlein. Anders als bei den bisherigen eher kleinen Verkäufen sind bei den avisierten Verkäufen nun etwa 10 Millionen Verträge ehemals renommierter Marken betroffen. Nach Ansicht Kleinleins ein Hinweis auf tieferliegende Probleme: „Wenn Traditionsversicherer wie die Hamburg-Mannheimer oder die Victoria erst den eigenen Namen verleugnen und dann die Verträge verschachern wollen, dann liegt etwas tief im Argen.“

In einem solchen Fall sollte die Aufsichtsbehörde darauf achten, dass die Interessen der Versicherten gewahrt bleiben. Aber da ist Kleinlein skeptisch: „Wir befürchten, dass die Aufsichtsbehörde nur unzureichend die Interessen der Versicherten vertritt, wenn es um die Überschussbeteiligung geht. Die ist aber maßgeblich, wenn es um den Erfolg oder Misserfolg der Altersvorsorge geht.“ Die bisherigen Erfahrungen mit Run-Off-Unternehmen unterstreichen diese Befürchtung. „Unsere Solvabilitätsstudie zeigt, dass es Run-Off-Unternehmen mit der Transparenz nicht so ernst nehmen wie andere Unternehmen. Auch in anderen Kennzahlen zeigen Run-Off-Unternehmen dringenden Handlungsbedarf“, erklärt Kleinlein mit Blick auf die Solvenzuntersuchung deutscher Lebensversicherer, die der BdV vor wenigen Wochen veröffentlichte.

Aus Sicht des BdV stellt diese radikale Abkehr der Lebensversicherer vom Geschäftsmodell der deutschen Lebensversicherung eine Zäsur dar. „Die deutsche Lebensversicherung ist damit nicht nur als Vorsorgemodell für die Kunden, sondern auch als Geschäftsmodell für die Unternehmen nachhaltig gescheitert. Was bleibt ist das Prinzip Hoffnung“, so Kleinlein. So würde dieser Vorgang zusätzlich deutlich machen, dass sich die Lebensversicherer im Trudeln befinden. Der Druck wächst zudem auf die Branche, da die Unternehmen zum Jahresende ergänzend zu den Anforderungen nach Solvency II zusätzliche Reserven bilden müssen. „Die Aufsichtsbehörde ist gefordert, zeitnah und transparent darüber zu informieren, welche Versicherer noch stabil sind und welche über dem Abgrund trudeln“, fordert Kleinlein.

Ein weiteres Problem für die betroffenen Verträge ist, dass durch den Verkauf der Verträge weg von einem aktiven Versicherer hin zu einem No-Name-Unternehmen eine zusätzliche Schlechterstellung erfolgt. „Ist ein Run-Off-Unternehmen noch in einen größeren Konzern eingebunden, der noch Verträge verkaufen will, dann schützt das Reputationrisiko vor dem Schlimmsten. Ist der Vertrag aber erst einmal bei einer No-Name-Abwicklungsplattform, dann stehen die letzten Skrupel zur Disposition“, befürchtet Kleinlein.

Der BdV sieht sich daher in der Pflicht. „Die Ergo, die AXA, die Generali und auch die AachenMünchener haben nicht verstanden, dass sie mit einem Verkauf der Bestände das letzte bisschen Vertrauen verspielen.“ Der BdV sieht sich daher in der Pflicht, dem zukünftigen Aufkäufer genau auf die Finger zu schauen. „Wir wollen unsere Mitglieder, die bei diesen Versicherern einen Vertrag haben, nicht alleine lassen“, so Kleinlein.

Unterstützung erhalten betroffene Verbraucher schon jetzt vom BdV. Mit einem kostenfreien Onlinerechner gibt der BdV Unterstützung bei der Entscheidung, ob ein betroffener Vertrag besser gekündigt oder beitragsfrei gestellt werden sollte oder aber, ob eine Fortsetzung sinnvoll sein kann. „Mitglieder des BdV erhalten zusätzlich individuelle Beratung durch unsere Spezialisten“, erklärt Kleinlein. Eine Mitgliedschaft kostet 60 Euro im Jahr.

Zum kostenlosen Online-Rechner:

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Zur Mitgliedschaftsanmeldung:

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