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Lebens- und Rentenversicherung | 08.10.2019

Verbraucher*innen werden in der privaten Altersvorsorge weiterhin systematisch übervorteilt

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Lebensversicherungen sind zur Altersvorsorge ungeeignet. Der Bund der Versicherten e. V. (BdV) beklagt seit mehr als 30 Jahren den legalen Betrug der Versicherungswirtschaft bei der kapitalbildenden Lebens- und Rentenversicherung. Ist die private Altersrentenversicherung noch zu retten? Dieser Frage geht Prof. Dr. Karl Michael Ortmann in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Versicherungswesen ZfV nach. „Prof. Dr. Ortmann zeigt auf, dass die Probleme der Lebensversicherer tiefer gehen, als dass sie sich eindimensional auf niedrige Zinsen reduzieren lassen könnten“, sagt BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein.

Ortmann weist in dem Aufsatz nach, inwiefern Verbraucher*innen in der privaten Altersrentenversicherung systematisch übervorteilt werden. „Leider hat der Gesetzgeber diesen misslichen Umstand nicht nur ermöglicht, sondern auch begünstigt. Es wird Zeit, dass sich das ändert“, so der Autor gegenüber dem BdV.

Zur Finanzierung der Zinszusatzreserve etwa wurden in den vergangenen Jahren massiv Bewertungsreserven aufgelöst und somit in der Bilanz aktiviert. In der Konsequenz erhielten Anteilseigner von Lebensversicherungsunternehmen auch in mageren Jahren üppige Renditen. Gleichzeitig wurden die Überschüsse für Versicherungsnehmer*innen gekürzt. „Im klassischen Märchen der Gebrüder Grimm spuckt der Esel Goldstücke, wenn man „Bricklebrit!“ zu ihm sagt. Im modernen Märchen über die Lebensversicherung ruft die Lobby nach der Politik und schon sprudelt der Gewinn für die Aktionäre wieder. Es ist nur schade, dass es Kundengelder sind, die vielmehr zur Altersvorsorge der Versicherten gebraucht würden“, moniert Ortmann.

„Die Politik denkt leider immer noch, man könne sich darauf beschränken, einseitig die Branche zu stützen, ohne auch auf die Versicherten zu achten. Die wissenschaftliche Arbeit von Prof. Dr. Ortmann zeigt aber auf, dass die Politik mit dieser Strategie falsch liegt“, kritisiert Kleinlein. „Was die Ausführungen zeigen: Das Wechselspiel zwischen den verschiedenen Problemfeldern erlaubt keine einfachen Lösungen. Wenn die Lebensversicherung überhaupt noch eine Chance haben sollte, dann nur, indem auch die Belange der Versicherten endlich ernst genommen werden.“

Ortmann kommt in seinem Aufsatz zu dem Schluss: „Es gibt tatsächlich einigen Spielraum, die Rechnungsgrundlagen der Lebensversicherung im Sinne der Verbraucher anzupassen. Abschluss- und Verwaltungskosten könnten gesetzlich auf ein angemessenes Niveau gedeckelt werden. Die Lebensversicherungsbranche sollte außerdem ihre Sicherheitsmargen in den Sterblichkeitsannahmen senken und darüber hinaus die Langlebigkeit risikogerecht modellieren.“

„Letztlich zeigt Ortmann, dass der legale Betrug der Lebensversicherer in der Altersvorsorge heute so lebendig ist wie eh und je - und dabei sogar lebendiger als mancher Lebensversicherer, betrachtet man die Ergebnisse der Solvenzstudie, die der BdV vor wenigen Tagen veröffentlicht hat“, so Kleinlein.

Prof. Dr. Ortmann ist Professor für Mathematik an der Beuth Hochschule für Technik in Berlin. Er ist außerdem wissenschaftlicher Beirat des BdV.

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