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Lebens- und Rentenversicherung | 16.03.2017

Deutsche Lebensversicherer verschärfen Demografieproblem

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Bei dem heute in Berlin von der Bundesregierung veranstalteten Demografiegipfel gehört auch die Altersvorsorge zu den zentralen Themen. Konkret stellt sich die Frage, wie für das Alter eine hinreichende Absicherung erzielt werden kann. Aus Sicht des Bund der Versicherten e. V. (BdV) liegen die Probleme nicht allein in der demografischen Entwicklung. "Die Verbraucher stecken in einer Zwickmühle: Die gesetzliche Rente reicht zur Sicherung des Lebensstandards nicht aus, aber die Angebote der privaten Rente sind zu schlecht, um Abhilfe zu schaffen", kritisiert BdV-Vorstandsprecher Axel Kleinlein.

Hauptproblem sind übertriebene Lebenserwartungen, die die Versicherer in der Kalkulation ansetzen und damit die Prämien in die Höhe treiben. „Nach unseren Berechnungen überzeichnen die Versicherer die Lebenserwartung um mindestens sechs Jahre bis hin zu über zwanzig Jahren“, so Kleinlein.

Der Lobbyverband der deutschen Versicherer, der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft GDV, forderte kürzlich, dass die deutsche Rentenversicherung in ihren Informationen auch die tatsächliche Lebenserwartung der Versicherten angeben soll. "Wir begrüßen, dass Angaben zu Lebenserwartungen gemacht werden sollen. Das muss dann aber auch für Rentenprodukte der Lebensversicherer gelten, die zusätzlich zur realistischen Lebenserwartung auch endlich ihre Kalkulationsannahmen offen legen sollen", mahnt Kleinlein. Dann können die Verbraucher erkennen, mit welchen exorbitanten Sicherheitsmargen die Lebensversicherer zulasten der Kunden kalkulieren. Die dadurch deutlich überhöhten Prämien landen erst einmal beim Lebensversicherer, der dadurch sein Geschäftsergebnis aufpeppt.

Daher kritisiert Versicherungsmathematiker Kleinlein diese Kalkulationsgier der Versicherer scharf: „Die Lebensversicherer kalkulieren mit überzogenen Lebenserwartungen und verhindern so eine effiziente Altersvorsorge. Die Verbraucher haben keine Möglichkeit, mit privaten Rentenangeboten vernünftig zu sparen und auf das Demografieproblem zu reagieren.“

Berechnungen des Bund der Versicherten zeigen, dass die deutschen Lebensversicherer mit exorbitanten Lebenserwartungszuschlägen kalkulieren. Mit Seitenhieb auf die Lobbykampagne des GDV erklärt Kleinlein: „Die Versicherungslobby kritisiert, dass die Bevölkerung ihre Lebenserwartung um sieben Jahre zu gering einschätzt. Die Versicherungswirtschaft setzt aber noch eins obendrauf und unterstellt bis zu 20 Jahre überzogene Lebenserwartungen.“

 

 

 

 

 

 

 

 

Aktuelles Alter in 2017

realistische Lebenserwartung

minimal kalkulierte Lebenserwartung der Versicherer

maximal kalkulierte Lebenserwartung der Versicherer

Kalkulationspuffer Minimal - Maximal

Männer

 

 

 

 

0

88

101

112

13 - 24

20

86

97

107

11 - 21

40

84

94

102

10 - 18

60

84

91

99

7 - 15

65

85

91

98

6 - 13

Frauen

 

 

 

 

0

93

104

114

11 - 21

20

92

101

110

9 - 18

40

90

98

106

8 -16

60

89

95

103

6 - 14

65

89

95

102

6 - 13

 

Lesebeispiel: Eine 40-jährige Frau hat heute eine realistische Lebenserwartung von durchschnittlich 90 Jahren. Die Lebensversicherer unterstellen ihr in der Kalkulation eine durchschnittliche Lebenserwartung von mindestens 98 Jahren. Sie können aber auch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 106 Jahren ansetzen. Das heißt, dass bei den Renten der Versicherer die Verbraucherin für mindestens 8, im schlimmsten Fall für 16 Jahre Rentenbezug eingezahlt hat, ohne dass sie tatsächlich damit rechnen kann, so alt zu werden.

Erläuterungen zu den Berechnungen:

„realistische Lebenserwartung“: Generationentafel Destatis mit Selektionseffekt der DAV (Berechnungen durch BdV)

„minimal kalkulierte Lebenserwartung“: DAV04R-Aggregat-1.O, entspricht Empfehlung der Aufsichtsbehörde BAFIN

„maximale Lebenserwartung“: Mit 50 % Gewichtung modifizierte DAV04R-1.O, entsprechend Beispielbetrachtung des BMF im Rundschreiben vom 01.10.2009, S. 5

„Kalkulationspuffer“: Differenz zwischen realistischer Lebenserwartung und kalkulierter Lebenserwartung.

 

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