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Lebens- und Rentenversicherung | 23.11.2016

Deutsche Lebensversicherer im Trudeln

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Angesichts der schärfer werdenden Probleme für Lebensversicherungen hat der Bund der Versicherten e. V. (BdV) Lebensversicherungsunternehmen zu deren eigener Lage und Markteinschätzung befragt. Zusammen mit Beobachtungen der Branchenentwicklungen der letzten Jahre und Monate kommt Axel Kleinlein, Vorstandssprecher des BdV in der Zusammensicht zu klaren Worten: „Die Lebensversicherer befinden sich im Trudeln. Die Branche zeigt sich nicht stabil.“

In den letzten Jahren griff der Gesetzgeber mehrfach zur Stabilisierung der Branche ein, die Aufsichtsbehörde hat einzelne Unternehmen in Manndeckung genommen, die Überschussbeteiligung ist massiv gesunken und der Garantiezins sinkt zum 1. Januar auf 0,9 Prozent. Angesichts dieser Indizien rät Kleinlein vor Neuverträgen ab: „Wir warnen davor, mit dem Hinweis auf einen geringfügig höheren Garantiezins nun im Jahresendgeschäft ein ansonsten ohnehin schwaches Produkt abzuschließen.“ Auch sollte die Politik bei der Rentenreform umdenken: „Lebensversicherer sind keine verlässlichen und stabilen Partner für eine Rentenreform“, so Kleinlein.

In seiner Befragung schrieb der BdV die zwanzig größten Lebensversicherer sowie die öffentlichen Versicherer an. Mit einem ausgeklügelten System war es den Unternehmen möglich, auch anonymisiert zu antworten. „Wir haben die Hürden für eine Teilnahme an der Befragung so niedrig gesetzt wie möglich“, erklärt Kleinlein. Dennoch war der Rücklauf mit nur neun Fragebögen gering. „Offensichtlich hofft ein großer Teil der Branche noch immer mit Intransparenz die Krisenlage auszusitzen“, konstatiert Kleinlein. Mit Blick auf Mitwettbewerber wurden von den Befragten zudem mehrfach Befürchtungen geäußert, dass demnächst ernste Schieflagen von Unternehmen zu befürchten seien.

Die Ergebnisse erlauben keine statistischen Rückschlüsse. Dennoch geben die Einzelergebnisse einen Einblick in die Branchenlage. „Wenn sich mehr als die Hälfte der Antwortenden um eine Aussage zur Stabilität des eigenen Unternehmens drückt, ist offensichtlich etwas im Argen“, merkt Kleinlein an. „Mit den Erkenntnissen aus der Befragung der Unternehmen, müssen wir davon ausgehen, dass die Auffanggesellschaft Protektor in den nächsten Jahren einen Pleitekandidaten retten muss“, so Kleinlein.

Die Krisenanzeichen sind auch ohne die Befragung bereits seit einigen Jahren sichtbar. Immer wieder mussten Politik und Versicherer zu Lasten der Versicherten in die Verträge eingreifen und begründeten dies stets mit der Schwäche der Versicherer. Wegen der niedrigen Zinsen müssen die Unternehmen seit 2011 stetig steigende Zinszusatzreserven bilden, was massiv zu Lasten der Überschussbeteiligung geht. Zur Stärkung der Versicherer beschloss die große Koalition im Windschatten der Fußball-WM 2014 ein Gesetz, das die Beteiligung an den Bewertungsreserven massiv schmälert. Viele Unternehmen kürzten zudem die Überschüsse auf ein Minimum, häufig erhalten die Kunden sogar überhaupt keine Überschüsse mehr. Die Aufsichtsbehörde hat mittlerweile einige Versicherer in besonders strenger Kontrolle. Zuletzt erwog die Regierung sogar, die Autobahnen zu Gunsten der Versicherer zu privatisieren, um ihnen mit diesem Trick wieder höhere Zinsen zu ermöglichen. „Die Alarmsignale sind schon lange zu hören, dass sich eine brisante Lage der Lebensversicherer abzeichnet“, erklärt Kleinlein.

Im Rahmen der von Bundesarbeitsministerin Nahles angestoßenen Rentenreform sollen trotzdem auch weiterhin die Lebensversicherungsunternehmen eine tragende Rolle spielen. Neben Pensionskassen und -fonds, sind sie die Anbieter, die die neue Nahles-Rente zusammen mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden auflegen. „Es ist nicht erklärbar, warum eine Branche, die laufend politische Unterstützung zum Überleben benötigt, nun auch noch mit steuerfinanziertem Neugeschäft belohnt werden soll“, so Kleinlein. Der BdV ist zusammen mit anderen Verbänden aufgefordert, bis Ende dieser Woche seine Stellungnahme zum Gesetzentwurf der Rentenreform abzugeben.

Übersicht der Befragungsergebnisse:

Befragte Unternehmen

28

 

Antworten

9

32 %

Davon zur Einschätzung der eigenen Lage*

Stabil

4

44 %

Keine Angabe

5

56 %

Kritisch

0

0 %

Davon zur Einschätzung der Branchenlage

 

 

Stabil

0

0 %

Keine Angaben

7

78 %

Kritisch

2

22 %

*Prozentzahlen bzgl. der eingegangenen Antworten

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